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Capitalism in America

Capitalism in America

An Economic History of the United States
von Alan Greenspan 2018 496 Seiten
4.07
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Wichtige Erkenntnisse

1. Amerikas Aufstieg: Vom kolonialen Hinterland zur globalen Supermacht

"Stellen Sie sich vor, das Weltwirtschaftsforum hätte 1620 in Davos stattgefunden. Die Großen und Guten aus aller Welt versammeln sich im Alpendorf: Chinesische Gelehrte in ihren Seidenroben, britische Abenteurer in ihren Wämsern und Westen, türkische Beamte in ihren Turbanen und Kaftanen ... alle balancieren auf den eisigen Wegen, stürzen häufig oder versammeln sich in den Gasthäusern und Restaurants, belebt durch Alkohol."

Von bescheidenen Anfängen: Im Jahr 1620 war Nordamerika ein leerer Fleck auf der Landkarte ohne wirtschaftliche Bedeutung. Doch zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren die Vereinigten Staaten zur größten Volkswirtschaft der Welt geworden und produzierten ein Viertel des globalen BIP mit nur 5 % der Weltbevölkerung.

Erfolgsfaktoren:

  • Umfangreiche natürliche Ressourcen und Land
  • Liberale politische Institutionen und Eigentumsrechte
  • Unternehmerische Kultur und Offenheit für Einwanderung
  • Technologische Innovation und industrielle Stärke

Die Vereinigten Staaten nutzten diese Vorteile, um in Branchen von der Landwirtschaft bis zur Fertigung führend zu werden und eine vielfältige und widerstandsfähige Wirtschaft zu entwickeln. Diese wirtschaftliche Stärke übersetzte sich in globalen Einfluss, wobei Amerika in beiden Weltkriegen eine entscheidende Rolle spielte und im 20. Jahrhundert als Supermacht hervorging.

2. Der Bürgerkrieg: Ein Wendepunkt für den amerikanischen Kapitalismus

"Der Bürgerkrieg entschied schließlich, welche Version von Amerika entstehen würde – und die Vereinigten Staaten verbreiteten unermüdlich ihre Version einer Geschäftszivilisation über den gesamten Kontinent."

Wirtschaftliche Spaltung: Der Bürgerkrieg stellte einen Konflikt zwischen zwei Wirtschaftssystemen dar: dem industriellen, freien Arbeitsmarkt im Norden und dem agrarischen, sklavenbasierten Süden. Dieser Konflikt würde den zukünftigen Kurs des amerikanischen Kapitalismus bestimmen.

Folgen des Sieges des Nordens:

  • Abschaffung der Sklaverei, Befreiung eines bedeutenden Teils der Arbeitskraft
  • Beschleunigung der Industrialisierung und Expansion nach Westen
  • Zentralisierung der wirtschaftlichen Macht in der Bundesregierung
  • Schaffung einer nationalen Währung und eines Bankensystems

Das Ergebnis des Krieges bereitete den Boden für das rasche Wirtschaftswachstum Amerikas im späten 19. Jahrhundert, als das Land Industrialisierung, freie Arbeit und einen stärker integrierten nationalen Markt annahm. Es hinterließ jedoch auch anhaltende wirtschaftliche Ungleichheiten zwischen Nord und Süd, die über Generationen bestehen blieben.

3. Das Goldene Zeitalter: Industrie-Titanen und wirtschaftliche Transformation

"Die zweite Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts erlebte eine Revolution im Ausmaß des wirtschaftlichen Lebens."

Aufstieg der Großunternehmen: Die Zeit nach dem Bürgerkrieg sah das Aufkommen industrieller Giganten in Sektoren wie Öl, Stahl und Eisenbahnen. Unternehmer wie John D. Rockefeller, Andrew Carnegie und J.P. Morgan bauten durch Innovation, Integration und oft rücksichtslosen Wettbewerb riesige Geschäftsimperien auf.

Wichtige Entwicklungen:

  • Schnelle technologische Innovation (z.B. Elektrizität, Telefone)
  • Ausbau der Eisenbahnen, Schaffung eines nationalen Marktes
  • Aufstieg der modernen Corporation und Finanzmärkte
  • Ungeahnte Vermögenskonzentration neben weit verbreiteter Armut

Diese Periode des schnellen Wirtschaftswachstums und der Industrialisierung verwandelte Amerika in die führende Wirtschaftsmacht der Welt. Sie erzeugte jedoch auch erhebliche soziale und wirtschaftliche Spannungen, darunter Arbeitsunruhen, politische Korruption und wachsende Ungleichheit.

4. Die Progressive Ära: Zähmung des ungezügelten Kapitalismus

"Die progressiven Intellektuellen lebten in einer anderen Welt als die ländlichen Radikalen oder Gewerkschaftsaktivisten: Sie waren Mittelklasse-Profis, die als Professoren, Journalisten, Anwälte und Regierungsbeamte ein komfortables Leben führten und instinktiv auf den Arbeiter herabsahen, insbesondere auf die im Ausland Geborenen, und sich fragten, ob sie wählen oder sogar Kinder haben sollten."

Reformbewegung: Die Exzesse des Goldenen Zeitalters lösten eine vielfältige Reformbewegung aus, die darauf abzielte, die sozialen und wirtschaftlichen Probleme des industriellen Kapitalismus anzugehen.

Wichtige progressive Reformen:

  • Kartellgesetze zur Zerschlagung von Monopolen
  • Arbeitsgesetze (z.B. Einschränkungen der Kinderarbeit, Arbeitssicherheit)
  • Lebensmittel- und Arzneimittelregulierung
  • Erhaltung natürlicher Ressourcen
  • Erweiterung der demokratischen Teilhabe (z.B. direkte Wahl der Senatoren)

Die Progressive Ära sah eine bedeutende Ausweitung der Rolle der Regierung bei der Regulierung der Wirtschaft und der Bewältigung sozialer Probleme. Dies legte den Grundstein für viele Reformen des 20. Jahrhunderts und etablierte ein neues Gleichgewicht zwischen freiem Markt und staatlicher Intervention.

5. Die Roaring Twenties: Wohlstand, Innovation und die Saat der Krise

"Die 1920er Jahre waren wohl das letzte Jahrzehnt, in dem die Größe der Regierung eingeschränkt werden konnte, und die Vereinigten Staaten das letzte reiche Land, in dem diese mühsame Leistung vollbracht werden konnte."

Wirtschaftsboom: Die 1920er Jahre erlebten ein rasantes Wirtschaftswachstum, technologische Innovationen und steigende Lebensstandards für viele Amerikaner. Dies wurde durch Faktoren wie Massenproduktionstechniken, die Verbreitung von Konsumgütern (insbesondere Autos) und ein unternehmensfreundliches politisches Klima angetrieben.

Hauptmerkmale der Wirtschaft der 1920er Jahre:

  • Anstieg der Konsumgüter und des Kredits
  • Schnelle Einführung neuer Technologien (z.B. Radio, Elektrizität)
  • Hausse am Aktienmarkt
  • Relativ geringe staatliche Eingriffe in die Wirtschaft

Doch der Wohlstand des Jahrzehnts verdeckte zugrunde liegende Schwächen:

  • Wachsende Einkommensungleichheit
  • Überproduktion in einigen Sektoren
  • Spekulative Blase am Aktienmarkt
  • Schwaches internationales Wirtschaftssystem

Diese Faktoren trugen zum verheerenden Wirtschaftscrash bei, der folgte, und hoben die Risiken eines unregulierten Kapitalismus hervor, was den Weg für eine neue Ära staatlicher Intervention ebnete.

6. Die Große Depression: Wirtschaftlicher Zusammenbruch und New-Deal-Reaktion

"Die Depression war tiefer als alles, was vergleichbare Länder erlebt hatten: Auf ihrem Höhepunkt war etwa ein Viertel der Arbeitskräfte arbeitslos. Sie war auch länger: Die Depression zog sich über mehr als zwölf lange Jahre hin, und die Wirtschaft kehrte erst mit dem Aufbau der Kriegsjahre des Zweiten Weltkriegs (1941–45) wirklich zu ihrer vollen Produktionskapazität zurück."

Wirtschaftskatastrophe: Die Große Depression war ein beispielloser wirtschaftlicher Zusammenbruch, der die Vereinigten Staaten und einen Großteil der Welt in den 1930er Jahren verwüstete. Sie legte die Schwächen des amerikanischen Wirtschaftssystems offen und erschütterte das Vertrauen in den ungezügelten Kapitalismus.

Hauptmerkmale der Depression:

  • Massenarbeitslosigkeit (Höchststand bei 25 %)
  • Bankenkrise und Kreditverknappung
  • Zusammenbruch der Industrieproduktion und des Handels
  • Deflation und weit verbreitete Armut

New-Deal-Reaktion: Präsident Franklin D. Roosevelts New Deal stellte eine dramatische Ausweitung der Rolle der Regierung in der Wirtschaft dar:

  • Bank- und Finanzreformen
  • Arbeitsbeschaffungsprogramme und Schaffung von Arbeitsplätzen
  • Sozialprogramme (z.B. Sozialversicherung)
  • Unterstützung von Arbeitsrechten und Gewerkschaften
  • Agrarpreissubventionen

Der New Deal veränderte grundlegend die Beziehung zwischen Regierung, Wirtschaft und Bürgern in den Vereinigten Staaten und etablierte viele der wesentlichen Merkmale des modernen amerikanischen Wohlfahrtsstaates und der gemischten Wirtschaft.

7. Nachkriegsboom: Amerikas goldenes Zeitalter des Wachstums

"Die Vereinigten Staaten gingen aus dem Zweiten Weltkrieg als Riese unter Zwergen hervor. Ein Land mit 7 Prozent der Weltbevölkerung produzierte 42 Prozent seiner Industriegüter, 43 Prozent seiner Elektrizität, 57 Prozent seines Stahls, 62 Prozent seines Öls und 80 Prozent seiner Autos."

Wirtschaftliche Dominanz: Die Nachkriegszeit sah beispiellosen Wohlstand und Wachstum in den Vereinigten Staaten, mit steigenden Lebensstandards, technologischen Innovationen und globaler wirtschaftlicher Führung.

Hauptmerkmale des Nachkriegsbooms:

  • Schnelles BIP- und Produktivitätswachstum
  • Steigende Einkommen und Konsum der Mittelschicht
  • Ausbau der Hochschulbildung und qualifizierten Arbeitskräfte
  • Dominanz in Schlüsselindustrien (z.B. Automobile, Elektronik)
  • Globale wirtschaftliche Führung (Bretton-Woods-System, Marshallplan)

Diese Periode, oft als "Goldenes Zeitalter des Kapitalismus" bezeichnet, sah eine einzigartige Kombination von Faktoren, die nachhaltiges Wachstum unterstützten:

  • Aufgestauter Konsumbedarf und Ersparnisse aus den Kriegsjahren
  • Technologische Innovationen aus der Kriegsforschung
  • Stabiles internationales Wirtschaftssystem unter US-Führung
  • Starke Gewerkschaften und steigende Löhne
  • Regierungspolitik zur Unterstützung von Wachstum und Vollbeschäftigung

Doch bis Ende der 1960er und Anfang der 1970er Jahre begannen Risse in diesem System zu erscheinen, was die Bühne für die wirtschaftlichen Herausforderungen der folgenden Jahrzehnte bereitete.

8. Stagflation und Niedergang: Die Krise der 1970er Jahre

"Die 1970er Jahre waren ein düsteres Jahrzehnt für die Vereinigten Staaten: Das goldene Zeitalter hatte sich in ein bleiernes Zeitalter verwandelt, und viele Menschen fragten sich, ob die amerikanische Ära vorbei war."

Wirtschaftliche Turbulenzen: Die 1970er Jahre sahen eine Kombination wirtschaftlicher Probleme, die das Nachkriegswirtschaftsmodell und die amerikanische globale Führung herausforderten:

  • Stagflation (hohe Inflation und Arbeitslosigkeit gleichzeitig)
  • Ölpreisschocks
  • Rückgang des Produktivitätswachstums
  • Erhöhte globale Konkurrenz, insbesondere aus Japan und Deutschland

Anzeichen des Niedergangs:

  • Ende des Bretton-Woods-Währungssystems
  • Deindustrialisierung und Entstehung des "Rust Belt"
  • Steigende Handelsdefizite
  • Fiskalische Belastungen durch wachsende Sozialausgaben

Diese Periode wirtschaftlicher Malaise fiel mit anderen Herausforderungen (z.B. Vietnamkrieg, Watergate) zusammen, die zu einer breiteren Vertrauenskrise in amerikanische Institutionen und Führung beitrugen. Sie bereitete den Boden für einen bedeutenden Wandel in der Wirtschaftspolitik und im Denken im folgenden Jahrzehnt.

9. Reagan-Revolution: Deregulierung und Wiederaufleben der freien Marktwirtschaft

"Reagan hat drei unbestreitbare wirtschaftliche Errungenschaften vorzuweisen. Erstens brach er die Macht der Gewerkschaften."

Politikwechsel: Die Reagan-Administration markierte eine entscheidende Abkehr vom Nachkriegskonsens hin zu einem stärker marktorientierten Ansatz in der Wirtschaftspolitik.

Hauptelemente der Reaganomics:

  • Steuersenkungen, insbesondere für hohe Einkommen
  • Deregulierung verschiedener Branchen
  • Geldpolitik mit Fokus auf Inflationsbekämpfung
  • Reduzierung der Staatsausgaben (außer Verteidigung)
  • Schwächung der Gewerkschaften

Ergebnisse:

  • Reduzierung der Inflation
  • Wirtschaftliche Erholung und Wachstum
  • Steigende Ungleichheit
  • Verschiebung des Machtgleichgewichts zwischen Arbeit und Kapital
  • Zunehmende Finanzialisierung der Wirtschaft

Die Reagan-Ära stellte einen bedeutenden ideologischen Wandel im amerikanischen Wirtschaftsd Denken dar, der die Tugenden freier Märkte und Unternehmertums über staatliche Intervention betonte. Dieser Ansatz würde weiterhin die wirtschaftspolitischen Debatten in den folgenden Jahrzehnten beeinflussen, auch wenn seine Grenzen offensichtlich wurden.

Zuletzt aktualisiert:

Rezensionen

4.07 von 5
Durchschnitt von 2k+ Bewertungen von Goodreads und Amazon.

Kapitalismus in Amerika erhält gemischte Bewertungen. Viele loben die Lesbarkeit und die umfassende Wirtschaftsgeschichte, die sie als informativ und zum Nachdenken anregend empfinden. Leser schätzen Greenspans Einsichten zur kreativen Zerstörung und zur wirtschaftlichen Entwicklung Amerikas. Einige kritisieren jedoch die konservative Voreingenommenheit des Buches, den Mangel an Nuancen bei komplexen Themen und die Vereinfachung wirtschaftlicher Probleme. Kritiker argumentieren, dass es die negativen Auswirkungen des Kapitalismus herunterspielt und Ungleichheit nicht angemessen behandelt. Trotz Meinungsverschiedenheiten finden die meisten Rezensenten Wert in der historischen Übersicht und Analyse des amerikanischen Kapitalismus.

Über den Autor

Alan Greenspan ist ein amerikanischer Ökonom, der von 1987 bis 2006 als Vorsitzender der Federal Reserve diente, die zweitlängste Amtszeit in dieser Position. Ursprünglich von Präsident Reagan ernannt, wurde er von nachfolgenden Präsidenten bis zu seinem Ruhestand wiederernannt. Greenspans Amtszeit war geprägt von seiner Unterstützung für Deregulierung und niedrige Zinssätze. Während er einst hoch angesehen war, ist sein Ruf durch Kritiker getrübt, die argumentieren, dass seine Politik zur Dotcom-Blase und zur Finanzkrise 2008 beigetragen habe. Greenspan verteidigt seine Handlungen und führt die Immobilienblase auf globale Faktoren zurück, anstatt auf die Politik der Fed. Nach seinem Ausscheiden aus der Fed gründete er eine Beratungsfirma und äußert sich weiterhin zu wirtschaftlichen Themen.

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